Wohnungen für Mitarbeitende
Artikel Wohnen
Denkmalgeschütztes Gebäude auf einem parkähnlichen Gelände (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Morten Strauch
Die Wohnungsfrage ist heute eine der wichtigsten Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland – das bestätigt auch das Herbstgutachten 2024 des Sachverständigenrats. In vielen Regionen erschwert der Mangel an bezahlbarem Wohnraum die schnelle Einstellung von Auszubildenden und Fachkräften.
Angesichts des Fachkräftemangels haben Unternehmen heute nicht mehr die freie Wahl unter zahlreichen Bewerbenden. Stattdessen suchen sich die Fachkräfte und Auszubildenden gezielt das Unternehmen aus, das zu ihnen passt. Eine attraktive Möglichkeit für Unternehmen, talentierte Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig zu binden, ist die Bereitstellung von Mitarbeiterwohnungen.
In den 1980er Jahren wurde der Werkswohnungsbau in vielen Unternehmen aufgrund strategischer Entscheidungen eingestellt. Heute zeigt sich jedoch, dass Unternehmen, die weiterhin in Wohnangebote für ihre Beschäftigten investieren, einen klaren Vorteil bei der Fachkräftegewinnung haben.
Aus diesem Grund möchte die Bundesregierung das traditionelle Segment des Wohnens für Beschäftigte und Auszubildende stärken und weiter ausbauen.
Modernes neues Gebäude auf dem Klinikgelände (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Anne Meyer
Neue Impulse für den Wohnungsbau
historische Aufnahme (schwarz-weiß) - Siedlung „Am Rohrdamm“, Siemensstadt – Gartenseite eines Wohnblocks in der Rieppelstraße, um 1930 (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Siemens AG München/Berlin
Mit dem historischen Ausbau der Förderlandschaft wurden erhebliche Anstrengungen dafür unternommen, den Bestand an bezahlbarem Wohnraum auszuweiten. Die Bundesregierung hat den jahrzehntelang vernachlässigten sozialen Wohnungsbau wiederbelebt und fördert aktuell mit Finanzhilfen in Rekordhöhe (im Jahr 2024 mit 3,15 Milliarden Euro). Diese Bundesmittel unterstützten die Länderprogramme des sozialen Wohnungsbaus und Junges Wohnen.
Durch Kofinanzierung der Länder wird diese Summe erfahrungsgemäß mehr als verdoppelt. Dies zeigt bereits jetzt Wirkung: In 2023 Anstieg geförderter Wohneinheiten um knapp 21 Prozent auf rd. 50.000. Sozialer Wohnungsbau ist damit Stabilitätsanker in Zeiten schwieriger wohnungspolitischer Rahmenbedingungen geworden. Das seit 2023 neue Programm Junges Wohnen ist mit 500 Millionen Euro ausgestattet und fördert den Bau von Wohnheimen für Auszubildende und Studierende.
Wenn Miet- und Belegungsbindungen an dem geförderten Wohnraum begründet werden, können auch Arbeitgeber die Förderungen nutzen. Ein großer Anteil der Beschäftigten liegt innerhalb der von den Ländern festgelegten Einkommensgrenzen.
Auch weitere sehr günstige Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau können aktuell für den Mitarbeiterwohnungsbau genutzt werden, z. B. steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, Regelungen zum geldwerten Vorteil und KfW-Programme mit spezifischen Zielsetzungen. Insbesondere die neuen Bundesprogramme KNN und KFN können interessant sein.
Modernes Mehrfamilienhaus mit einem Spielplatz davor (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Unternehmen als Akteure
Sofern Unternehmen ihre Beschäftigten oder Gewerkschaften ihre Mitglieder bei der Gründung von Wohnungsgenossenschaften z.B. organisatorisch unterstützen, können diese von dem Programm Erwerb von Genossenschaftsanteilen KfW 134 profitieren.
Mitarbeiterwohnen ist ein zentrales Thema, das als Segment am Wohnungsmarkt gestärkt werden soll. Ziel des BMWSB ist es, den Informationsaustausch zu stärken, über gute Beispiele und erfolgreiche Strategien und Kooperationen zu informieren und auf diesem Weg Projekte zu initiieren.
Gemeinsam mit der DIHK wird in 2025 in vielen Regionen - digital oder in Präsenz - über das Thema informiert. In all diesen Veranstaltungen möchte das Fachministerium gemeinsam mit unseren Partnern für mehr Mitarbeiterwohnungen werben. Zugleich sammeln wir die Erfahrungen, Herausforderungen und Sorgen der Teilnehmenden ein. Denn aus der Praxis lernen wir, wo es hakt und wo wir die Rahmenbedingungen eventuell noch weiter verbessern können. Wir sind gespannt, welche Erfahrungen uns erreichen.
FAQs für Arbeitnehmende
FAQs für Arbeitgeber
Neue Publikationen: Erkenntnisse und Best Practices
Einen wichtigen Beitrag dazu leisten die neuen Publikationen.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat im Auftrag von BMWSB und BBSR eine Bestandsaufnahme für dieses Marktsegment durchgeführt. Mit dem Forschungsbericht "Bestandsaufnahme zum Wohnen für Mitarbeitende “ liegen erstmals quantitative vertiefte Erkenntnisse über Bedeutung, Verteilung und Potentiale des Mitarbeiterwohnens vor.
Zentrale Ergebnisse:
- Ein großer Teil der Unternehmen nutzt die Anreizwirkung von Wohnungen derzeit noch nicht, 80 Prozent der Unternehmen bieten noch keine Unterstützung an. Hier besteht zusätzliches Potenzial für die Unternehmen und für den Wohnungsneubau.
- Die Bedarfe sind regional und sektoral sehr unterschiedlich: Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind die Berufsbereiche Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung sowie Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik. Auch regional sind die Wohnungsnachfrage und der Fachkräftebedarf unterschiedlich stark ausgeprägt. Junge gut ausgebildete Fachkräfte möchten in Städten leben, umgekehrt haben weniger städtisch geprägte Regionen Schwierigkeiten, Arbeitslose aus den städtischen Ballungszentren für sich zu gewinnen.
Die Broschüre "Wohnen für Mitarbeitende - Ein Beitrag zur Fachkräftebindung und zur Wohnraumversorgung" gibt Unternehmen viele gute Beispiele und Informationen zu den Fördermöglichkeiten an die Hand.
moderne Inneneinrichtung einer Wohnung (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Sonnenalp Ressort
Unternehmen sind nicht nur Impulsgeber für den Wohnungsbau, sondern können selbst aktiv werden. Unternehmen und Kommunen stehen gemeinsam in der Verantwortung, die Standorte der Wirtschaft zu stärken und die notwendigen Wohnungen bereitzustellen. Denn Unternehmen verfügen durchaus über Kapital, Grundstücke und Immobilien, die im Rahmen von Umwidmung und Umwandlung für den Wohnungsbau aktiviert werden können. Arbeitgebende wollen nicht unbedingt selbst als Bauherren, Eigentümer und Vermieter auftreten. Das müssen sie auch nicht, sie können Belegungsrechte erwerben, in Kooperation mit Partnern, z. B. erfahrenen Akteuren aus der Immobilienbranche Wohnraum zur Verfügung stellen. Auch Projekte "in der Pipeline" könnten mit Impulsen von Unternehmen realisiert werden.
Marktsegment mit Tradition
Neues modernes Gebäude mit Säulenbögen vor den Balkonen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Annika Feuss
Werkswohnungen haben eine lange Tradition in Deutschland. Siedlungen für Arbeiterinnen und Arbeiter entstanden und prägen noch heute das Bild vieler Städte. Den Erhalt unterstützt das BMWSB. Zum Beispiel werden mit dem Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus seit 2014 herausragende städtebauliche Vorhaben unterstützt. So wurden u.a. die Anpassung von Gebäuden an heutige Bedarfe am Beispiel von zwei Musterhäusern sowie die Umgestaltung von Außenanlagen und Teilen des öffentlichen Raums in der Gießener Werkssiedlung "Gummiinsel" mit rund 1,7 Millionen Euro in die Förderung aufgenommen.
Die historischen Siedlungen zeigen, dass es sich lohnt – für die Unternehmen und für den Städtebau. Wenn mit Qualität innovativ gebaut wird, baut man vielleicht die Denkmale von morgen. Dies kann durchaus auch ein Imagefaktor für die Unternehmen sein!