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Hitzeschutz und Hitzevorsorge in der Stadtentwicklung und im Bauwesen
Quelle: Sergey Novikov – adobestock.com
Der Klimawandel trifft die Städte mit steigenden Temperaturen, Dürren und Starkregen. Stadtentwicklung und Bauwesen müssen Gebäude, Wohnumfeld und Grünflächen anpassen. Viele Kommunen reagieren bereits: Sie erweitern städtisches Grün, pflanzen Bäume, entsiegeln Flächen und verbessern Wasserrückhalt und Verschattung. Bauherren setzen auf Dach- und Fassadengrün sowie hitzeangepasstes Bauen. Das BMWSB unterstützt die Anpassung der baulichen und räumlichen Verhältnisse, damit Städte unter zunehmender Hitze lebenswerte Orte bleiben.
Die Ausgangslage
In Deutschland steigen die Temperaturen und heiße Tage über 30 Grad nehmen zu. Städte sind besonders betroffen, da sie stärker aufheizen und nachts weniger abkühlen.
Besonders gefährdet sind Kinder, alte Menschen, Schwangere, chronische Kranke und Menschen ohne Rückzugsmöglichkeiten, wie Wohnungslose und im Freien Arbeitende.
Das BMWSB fokussiert daher auf die Anpassung der räumlichen und baulichen Verhältnisse an die zunehmende Hitze auf verschiedenen räumlichen Ebenen:
Stadtregion: Klimaangepasste Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung sowie eine hochwertige Grünraumversorgung qualitätvollen Grünraumversorgung. Die Regionalplanung sichert Kaltluftentstehungsgebiete und vernetzt Freiflächen als Kaltluftleitbahnen.
Städtischer Raum: Größere innerstädtische Grünanlagen, Friedhöfe und Kleingärten sollen lokalen Kaltlufthaushalts unterstützten. Durch Vernetzung von Grünflächen wird Kaltluft in hitzebelastete Bereiche geführt.
Quartier und Wohnumfeld: Gute Grünausstattung bietet schattige "Klimaoasen" in fußläufiger Entfernung, besonders in dicht bebauten Quartieren ohne private Grünräume.
Gebäude: Thermischer Komfort im Innenraum hat Priorität. Die Hitzebelastung steigt mit Gebäudehöhe und Dachnähe, sowie bei schlechtem Luftaustausch, hitzespeichernden und dunklen Materialien oder Gebäuden mit viel Glasflächen.
Was können wir gegen Hitze tun? Sieben konkrete Vorschläge.
Wassersensible Stadtentwicklung und Hitzevorsorge gemeinsam gestalten
Stadtgrün braucht Wasser. Verdunstungskühlung entsteht durch offene Wasserflächen, als auch durch Pflanzen und insbesondere Bäume. Hitzevorsorge und wassersensible Stadtentwicklung hin zur "Schwammstadt" müssen Hand in Hand gehen. Regenwasser muss dezentral versickern und im Stadtraum gehalten werden, was Entsiegelung und wasserdurchlässige Gestaltung erfordert.
Quelle: BMWSB / Hergen Schimpf
Was macht das BMWSB?
Das BMWSB greift die vielfältigen Aktivitäten und Initiativen in den Kommunen auf und unterstützt die vielen Akteure vor Ort mit Fördergeldern (bspw. aus der Städtebauförderung oder dem Programm Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel), mit der Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens und der planerischen Instrumente, mit begleitender Forschung, mit Angeboten zur Vernetzung und der Verbreitung guter Beispiele und Ideen.
Der Hitzeschutz und die Umsetzung einer wassersensiblen Stadtentwicklung sind bereits in verschiedenen Strategien verankert. Diese werden weiter genutzt, um die Ziele einer klimaangepassten Entwicklung voranzutreiben.
Prozess zum Weißbuch Stadtgrün
Die Weiterführung des Prozesses zum Weißbuch Stadtgrün wird genutzt, um das Potenzial blaugrüner Infrastruktur zur Hitzevorsorge und die Bedeutung der Schwammstadt für die Klimaanpassung im urbanen Raum ressort übergreifend und in Zusammenarbeit mit weiteren Stakeholdern zu verdeutlichen. Eine konkrete Maßnahme ist die Durchführungdes Bundespreises Stadtgrün, der alle 2 Jahre verliehen wird.
Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2.0
Für das Handlungsfeld Stadtentwicklung wird im Kontext der Fortschreibung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel 2.0 diskutiert, wie Ziele, Indikatoren und Maßnahmen für die Leistungen des städtischen Grüns zur Hitzevorsorge und die Umsetzung einer wassersensiblen Stadtentwicklung konkretisiert werden können. Gleiches gilt für das Handlungsfeld Raumplanung durch die Entwicklung eines fundierten Monitoringsystems zur Klimaanpassung in der Regionalplanung. Auch für das Handlungsfeld Gebäude im Cluster Infrastruktur werden Ziele und Maßnahmen zum Schutz von Bewohnerinnen und Bewohnern entwickelt. Vorbeugende Klimaanpassungsmaßnahmen von Welterbestätten (Kultur und Naturerbe) werden im Cluster der übergeordneten Ziele thematisiert.
Hitzeschutz und Hitzevorsorge bei Neu- und Bestandsbauten
Hitzeschutz und Hitzevorsorge bei Neu- und Bestandsbauten sind ein Baustein der Weiterentwicklung des klimaangepassten Bauens. Ziele und Methodik fließen in ganzheitliche Ansätze des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) oder die KFW-Förderung Qualitätssiegel Nachhaltige Gebäude (QNG) ein. Insbesondere dort, wo mit Bundesmitteln neu gebaut wird, gilt es, in Vorbildfunktion hitzeangepasste bau liche Lösungen umzusetzen und zu verbreiten. Ziel ist stets, Ergebnisse auch für private Bauende, unabhängig von Zertifizierung und Förderung, zur Verfügung zu stellen.
Aufgrund seiner Lage im Saaletal kommt es in Jena zu einer überdurchschnittlichen Hitzebelastung. Die Stadt Jena erarbeitete daher frühzeitig strategische Ansätze zur Klimaanpassung und setzte diese in verschiedenen Stadtquartieren um. Das Jenaer Stadtbaumkonzept von 2016 kam beispielsweise auch in verschiedenen Sanierungsgebieten der Städtebauförderung zum Tragen. Mit der Planungshilfe werden gezielt Baumarten für unterschiedliche Standorte ausgewählt und Hinweise gegeben, welche Stadtbäume langfristig geeignet sind. Am Beispiel der Jenaer Altstadt werden die konzeptionellen Grundlagen zur Aufwertung und Herstellung von Straßen- und Grünflächen durch klimaangepasste Neupflanzung von Stadtbäumen in die Praxis überführt.