Internationale Bauausstellungen

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Stadtentwicklung

Internationale Bauausstellungen stehen seit mehr als 100 Jahren für neue Wege in der Stadt- und Regionalentwicklung

Internationale Bauausstellungen sind ein Sonderformat der Stadt- und Regionalentwicklung. Als Experimentierfelder in Architektur und Städtebau erreichen sie durch hervorragende gebaute Beispiele internationale Strahlkraft (zum Beispiel die Weißenhofsiedlung der IBA Stuttgart 1927, das Hansaviertel der IBA Berlin 1957 oder die Zeche Zollverein der IBA Emscher Park 1999).

IBA haben sich im Laufe ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte von Architektur- zu Baukultur-Ausstellungen gewandelt, bei denen neben ästhetischen und technologischen zunehmend soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte sowie die Qualität von Prozessen und von Partizipation in den Vordergrund getreten sind. Die Themenstellungen der IBA sind komplexer, die räumliche Ausdehnung weiter geworden. Gleichzeitig nutzen immer mehr Länder und Kommunen das Format IBA, längst auch außerhalb Deutschlands.

Wie sehen zukunftsgerichtete Quartiersentwicklungen aus? Welche Impulse können dabei von vergangenen und laufenden IBA ausgehen? Der IBA Expertenrat hat hierzu ein Positionspapier "Zukunftsquartiere" entwickelt und in die Arena "Impulse für Zukunftsquartiere" auf dem Kongress Nationale Stadtentwicklungspolitik am 18. September 2024 in Heidelberg eingebracht.

IBA-Qualitätsoffensive des Bundesbauministeriums

Um den Qualitätsanspruch von IBA auch weiterhin zu erreichen, unterstützt das Bundesbauministerium laufende IBA, angehende IBA-Initiativen sowie jüngst abgeschlossene IBA mit der sog. IBA-Qualitätsoffensive – gemeinsam mit der IBA-Kompetenzstelle im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung und mit dem IBA-Expertenrat.

Die Qualitätsoffensive setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen: So fördert der Bund über "IBA-Labore" den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zwischen laufenden IBA, IBA-Initiativen, dem IBA-Expertenrat des Bundes, der IBA-Kompetenzstelle sowie Vertreterinnen und Vertretern des BMWSB. IBA-Labore behandeln jeweils Themenfelder, die für IBA Aktualität und Relevanz haben. Sie sind bedeutende Knotenpunkte im Netzwerk "IBA-meets-IBA" als lernendes System. Darüber hinaus bieten "IBA Foren" den Rahmen für einen Austausch mit der Fachöffentlichkeit. Im November 2019 fand unter dem Titel "Alltag I Anspruch I Innovation" die erste IBA-Konferenz statt. Rund 200 Teilnehmende diskutierten über die zukünftige Ausrichtung des renommierten Stadtentwicklungsformats.

Im September 2023 diskutierte der IBA-Expertenrat des Bundes gemeinsam mit Akteuren konkreter Quartiersprojekte im Rahmen des Bundeskongresses Nationale Stadtentwicklungspolitik, welche Qualitäten und Ansprüche notwendig sind, um ambitionierte, integrierte und modellhafte Projekte umzusetzen. Dabei ging es insbesondere darum, wie die Anforderungen an die Stadtentwicklung hinsichtlich Klimaschutz und Klimaanpassung, Multifunktionalität, Mobilität, energetischer Versorgung und bezahlbarem Wohnen schneller zu erreichen sind und welche Bedeutung die Quartiersebene dabei einnimmt. Im Licht der Erfahrung von IBA als Experimentierfelder der Stadtentwicklung wurde gemeinsam erfasst, wie heutige, zukunftsgerichtete Quartiersentwicklungen von Impulsen aus IBA profitieren könnten. Eine Arena im Rahmen des Bundeskongresses 2024 in Heidelberg knüpfte hier an; die Teilnehmenden gingen der Frage nach, wie für die vielen unterschiedlichen Anforderungen sowohl in Bestands- als auch Neubauquartieren Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt werden können. Das vom IBA Expertenrat hierzu entwickelte Positionspapier "Zukunftsquartiere" können Sie auf dieser Seite abrufen. 

Ein weiterer Fokus der aktuellen Arbeit liegt zum einen bei der Projektqualifizierung und Wirkungsanalyse von IBA-Projekten und die Übertragbarkeit über die IBA-Grenzen hinaus. Somit stehen verstärkt die Fragen im Mittelpunkt: "Wie wirken IBA? Wie können die Erkenntnisse und Erfahrungen aus einzelnen IBA in die Breite gebracht werden? Und wie können herausragende und innovative Ansätze in IBA einen Mehrwert für die Stadt- und Regionalentwicklung erzielen?" Ein weiterer Schwerpunkt ist die zunehmende Internationalisierung von IBA: Immer mehr Städte und Regionen außerhalb Deutschlands zeigen Interesse am Instrument IBA, um Exzellenz und Innovation in der Stadt- und Regionalentwicklung zu sichern, und haben entsprechende Ausstellungen umgesetzt, darunter die trinationale IBA Basel (Schweiz, Frankreich, Deutschland), die IBA Parkstad (Niederlande) und die IBA Wien (Österreich). Auch der europäische Austausch zu Themen der qualitativen Stadtentwicklung, u.a. mit dem Neuen Europäischen Bauhaus, gibt Hinweise, wie sich diese Initiativen gegenseitig ergänzen und wie das Format weiterentwickelt werden kann.

IBA-Expertenrat

Der vom Bundesbauministerium berufene IBA-Expertenrat begleitet und berät die laufenden IBA und achtet darauf, dass Entwicklungen, Strukturen und inhaltliche Ausrichtungen der IBA mit den aufgestellten Qualitätskriterien des Memorandums im Einklang sind. Er begleitet auch die Vor- und Nachbereitungsphasen der IBA-Initiativen (sog. „Prä-“ und „Post-IBA-Phasen“) und setzt eigene inhaltliche Impulse. Die Mitglieder sind:

Schaufelradbagger in der Dämmerung mit angeleuchteten Elementen Schaufelradbagger in der Dämmerung mit angeleuchteten Elementen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Jürgen Schreiter Besucherbergwerk F60, Umnutzung eines Schaufelradbaggers, IBA See

  • Sonja Beeck, Architektin
  • Angelika Fitz, Architekturtheoretikerin, Direktorin des Architekturzentrums Wien
  • Karl Jasper, ehemals Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Monica Linder-Guarnaccia, Sozial- und Kommunikationswissenschaftlerin, ehem. Geschäftsführerin der IBA Basel
  • Reimar Molitor, Geschäftsführender Vorstand des Region Köln/Bonn e.V.
  • Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur
  • Christa Reicher, Universitätsprofessorin, Lehrstuhl- und Institutsleitung Institut für Städtebau und europäische Urbanistik, RWTH Aachen
  • Stefan Rettich, Universitätsprofessor, Institut für urbane Entwicklungen Fachgebiet Städtebau, Universität Kassel
  • Jörn Walter, Stadtplaner, Hamburger Oberbaudirektor a.D.
  • Martin Rist, Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg (Gast)
  • Christoph van Gemmeren, Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung Nordrhein-Westfalen (Gast)