RegioStrat – Strategische Regionalentwicklung

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Ministerium

Vielfältige Veränderungen wie beispielsweise Klimaanpassung, Strukturwandel, Energiewende oder demografische Entwicklung haben unterschiedlich starke räumliche Auswirkungen. Entsprechend stehen die Regionen vor der Herausforderung, sich mit diesen Prozessen auseinanderzusetzen. Die Bundesregierung hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Instrumente der Raumordnung und Raumentwicklung deutlich zu stärken. Neues Programm zur "Förderung strategischer Regionsentwicklungskonzepte" ging im Juni 2024 an den Start.

Mit dem Programm RegioStrat stärkt das BMWSB die Regionen bei der Entwicklung strategischer Regionalentwicklungskonzepte (SREK‘s). Diese Konzepte setzen den Fokus auf zentrale, regionalspezifische Herausforderungen und priorisieren Maßnahmen zur Umsetzung. Strategische Regionalentwicklungskonzepte halten die individuellen Entwicklungsziele einer Region fest und benennen die Umsetzungsschritte.

Durch die obligatorische Einbindung der Träger der Regionalplanung in einer aktiven Rolle soll die Verzahnung von Raumordnung und Raumentwicklung sichergestellt werden. Zudem werden Bürgerinnen und Bürger in regionalentwicklungspolitische Entscheidungen eingebunden.

Förderfähig sind u.a. vorbereitende Regionalanalysen, die Erstellung oder Weiterentwicklung eines SREK und die Priorisierung regionaler Entwicklungsmaßnahmen bzw. strategischer Leitprojekte. Dabei besteht grundsätzlich Themenoffenheit.

Im April 2024 hat ein fachliches Auswahlgremium 13 Vorhaben zur Förderung ausgewählt mit den Themenschwerpunkten Regionale Herausforderungen infolge von Industrieansiedlungen, Transformation der Energiesysteme / Erneuerbare Energien, Sicherung von Fach- und Arbeitskräften / Demografischer Wandel, (Wohn)-Flächennutzung, Interkommunale Zusammenarbeit. Der Förderzeitraum erstreckt sich von Juli 2024 bis Oktober 2026.

Die 13 geförderten Vorhaben

Nachfolgend werden die 13 geförderten Vorhaben in den fünf Themenschwerpunkten mit einer Kurzbeschreibung vorgestellt.

Industrieansiedlungen

Kreis Dithmarschen (SH): Energiekompetenzregion Westküste

Mit der Ansiedlung der NorthVolt-Gigafactory entstehen neue Chancen und Herausforderungen für die Raumordnung und Raumentwicklung, weil mehr Unternehmen sich dort ansiedeln, wo grüne Energie verfügbar ist. Damit ergeben sich neue Fragen zu Flächen für Industrie und Gewerbe, den Ausbau der Energieinfrastruktur sowie damit verbunden zum Wohnraum und zur Verkehrsinfrastruktur. Diese sollen in einem integrierten Konzept bearbeitet werden.

Beteiligte Kommunen: Landkreise Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen, Nordfriesland

Landkreis Oder-Spree (BB): Oderland Spree - Bewältigung der Herausforderungen durch die Tesla-Ansiedlung für die Region

Die Entscheidung des TESLA Inc. zur Errichtung einer Gigafactory im brandenburgischen Grünheide (Mark) im Jahr 2019 und der neue Produktionsstandort mit mehr als 12.500 Mitarbeiter bis Ende 2023 veränderten die Rahmenbedingungen zur Regionalentwicklung in der Planungsregion Oderland-Spree grundlegend. Neben den sich signifikant verändernden Ansprüchen an den Raum ergibt sich eine neue Qualität hinsichtlich der Reaktionszeiten, mit denen Handlungsstrategien der Raumordnung anzupassen und modellhaft umzusetzen sind. Über die Fokussierung auf die neuen Anforderungen an die regionale Raumstruktur hinaus soll das Vorhaben einen wichtigen, dringend benötigten Beitrag zum Integrierten Regionalplan leisten und dabei Aspekte beleuchten, die informeller Bestandteil des Planes werden. Voraussetzung für das Gelingen des Projektes ist die seit 2021 bestehende, seit der Tesla-Ansiedlung verstärkt projektbezogene kreisübergreifende Kooperation der Planungsregion auf Grundlage der Vereinbarung über die Zusammenarbeit der kommunalen Arbeitsgemeinschaft Oderland-Spree (KAG) auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung.

Beteiligte Kommunen: Landkreis Märkisch-Oderland, kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Fachkräfte / Demografischer Wandel

Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien (SN): Junge Strategien für eine kreative Raumentwicklung der Region Oberlausitz-Niederschlesien

Durch demographischen Wandel und Abwanderung sinkt das regionale Arbeitsangebot in der sächsischen Lausitz. Daher sollen die Bedürfnisse von jungen Menschen bei Fragen der Raumentwicklung einbezogen werden, z.B. bei der Bildungslandschaft und bei ihren Perspektiven im Rahmen des Strukturwandels. Dies betrifft auch die Integration von international Zugezogenen. Unter Einbezug von regionalen Akteuren (v. a. Politik, Verwaltung, Schulen, Hochschulen) stellen sich Fragen zur mittelfristigen Tragfähigkeit und Weiterentwicklung von Strukturen der Daseinsvorsorge (im SREK werden die Themen „Verwaltung“ und „Bildung“ fokussiert). Ebenso soll in die Strategie einfließen, das neue Großforschungszentrum in Görlitz regional zu verankern.

Beteiligte Kommunen: Landkreise Bautzen und Görlitz

Landkreis Prignitz (BB): RegioStrat Prignitz

Für den Landkreis Prignitz ist der demografische Wandel und die Sicherung der ländlichen Gesundheitsversorgung und Pflege eine zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Dafür soll die Attraktivität der Region auch für aus dem Ausland zuziehende Fachkräfte gestärkt werden. Ebenso sollen Potenziale der Digitalisierung genutzt werden. Eine wichtige Grundlage ist die „Trendanalyse 2030 Potenzialregion Prignitz“, die im Rahmen des Projekts fortgeschrieben werden soll. Darüber hinaus ist das Thema der erneuerbaren Energien angesprochen, da die Prignitz weit über den Eigenverbrauch produziert. Dies wird als ein Standortfaktor angesehen, der wichtig für die Neuansiedlung von Unternehmen ist.

Landkreis Vorpommern-Rügen (MV): Sicherung der wirtschaftlichen Zukunft in Vorpommern und dem östlichen Mecklenburg im EU-Raum zu Polen

Die drei Landkreise Vorpommern-Rügen, Vorpommern-Greifswald und Mecklenburgische Seenplatte wollen sich als gemeinsame Wirtschaftsregion durch aufgabenteilige Zusammenarbeit in den Bereichen Innovation, Fachkräfte und Tourismus aufstellen. Durch die Entwicklung eines SREKs mit einem Fokus auf Wirtschaftsstrategie soll ein langfristiger Handlungsrahmen geschaffen werden und insbesondere der Austausch mit Polen ist von zentraler Bedeutung. Das Vorhaben soll durch eine Kooperation mit der Landeswirtschaftsförderung Vorbild für das gesamte Bundesland sowie durch Zusammenarbeit mit Polen innerhalb der EU sein.

Beteiligte Kommunen: Vorpommern-Greifswald, Mecklenburgische Seenplatte

Region Aachen Zweckverband (NRW): STARAC – STrAtegisches Regionalentwicklungskonzept Region AaChen

Die Region Aachen steht vor großen Herausforderungen und vielfältigen Veränderungen, die weitreichende gesellschaftliche und räumliche Auswirkungen zur Folge haben. Die spezifische Besonderheit der Region ist ihre Lage im Dreiländereck Deutschland, Belgien, Niederlande - mit allen dazugehörenden Herausforderungen, aber vor allem mit den dazugehörenden Chancen. Ein einheitliches Entwicklungskonzept - auch im euregionalen Kontext -, das zentrale regionsspezifische Themen über einen längeren Zeitraum in den Blick nimmt, existiert bisher nicht. STrARegAC bietet daher die Möglichkeit, vorhandene (Teil)Konzepte und Strategien zusammenzuführen und zur Sicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit mit allen regionalen Akteuren ein transparentes Regionalentwicklungskonzept zu entwickeln.

STrARegAC dient dazu, in einem priorisierten Maßnahmenkatalog die Sicherung einer starken Fach- und Arbeitskräftebasis für Unternehmen zu planen und im Rahmen einer integrierten Herangehensweise auch Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Mobilitätswende adäquat zu berücksichtigen.

Beteiligte Kommunen: Stadt Aachen, StädteRegion Aachen, Landkreise Euskirchen, Düren, Heinsberg

Erneuerbare Energien

Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V. (NI): Pfeiler einer resilienten Energieregion Nordwest

Die Metropolregion Nordwest hat optimale Bedingungen, um zur Energiedrehscheibe mit nationaler Bedeutung zu werden. Dennoch stellt die Transformation des Energiesystems die Region vor vielfältige Herausforderungen, die die Metropolregion bereits in Teilen im Rahmen von Akteursbeteiligungsprozessen, Strategien und Konzepten adressiert hat. Für einen sektorübergreifenden langfristigen und strategischen Lösungsansatz ist eine enge Verzahnung von Regionalentwicklung und Regionalplanung zur Entwicklung resilienter Strukturen erforderlich. Dazu werden, auf Basis einer Regionalanalyse, in einem Stakeholder-Prozess jene Strukturen eruiert, inhaltlich geschärft und in Form von Leitprojekten umgesetzt, die eine resiliente Energieregion perspektivisch als stabile Pfeiler tragen.

Beteiligte Kommunen: Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Cuxhaven, Diepholz, Friesland, Oldenburg, Osnabrück, Osterholz, Vechta, Verden und Wesermarsch - kreisfreie Städte Delmenhorst, Oldenburg, Wilhelmshaven sowie die Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven

Regionalverband Heilbronn-Franken (BW): ANTRIEB: Strategisches Regionalentwicklungskonzept für eine sichere Energieversorgung und neue Mobilität in Heilbronn-Franken

Mit ANTRIEB HN-F möchte die Region Heilbronn-Franken eine engere Verknüpfung von Regionalplanung mit der Regionalentwicklung erreichen. Ein dafür erforderliches SREK soll dabei die transformatorischen Auswirkungen der Energie- und Mobilitätswende und den damit einhergehenden Strukturwandel ganzheitlich betrachten. Im Fokus wird die räumliche Zusammenführung von nachhaltiger Energieerzeugung mit den großen Energieverbrauchern aus der Industrie stehen, da bislang ein nennenswertes Gefälle innerhalb der Region Heilbronn-Franken zwischen Erzeugung und Nutzung erkennbar ist. Diese Entwicklung wird flankiert von einem allgemeinen Transformationsprozess, der in der überdurchschnittlich produktionsgeprägten Region Heilbronn-Franken eine besondere Herausforderung darstellt.

Beteiligte Kommunen: Stadt Heilbronn und die Landkreise Heilbronn, Schwäbisch Hall, Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis

Landratsamt Kyffhäuserkreis (TH): Nordthüringen regenerativ

Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Erhöhung der lokalen Wertschöpfung aus der Erzeugung, Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien durch den Einsatz innovativer Technologien. Nordthüringen hat günstige Bedingungen für die Energieerzeugung aus Windkraft, weshalb die Landesplanung entsprechend hohe Flächenziele ausweisen möchte. Mit dem Projekt werden die Potentiale, insbesondere unter Einsatz von grünem Wasserstoff, zur Stärkung der regionalen Wirtschaft ermittelt. Die verfügbaren, infrastrukturell gut angebundenen Industrie- und Gewerbe(groß)flächen sollen eine Aufwertung erfahren, Neuansiedlungen begünstigt, Unternehmen bei der Dekarbonisierung unterstützt und der Transformationsprozess zu mehr Klimaschutz und nachhaltigem Wirtschaften in Nordthüringen langfristig und vorausschauend vorangetrieben werden.

Beteiligte Kommunen: Landkreis Nordhausen, Unstrut-Hainich-Kreis, Kyffhäuserkreis

Europäische Metropolregion Nürnberg (BY): Stadt-Land Partnerschaft und gleichwertige Standortentwicklung durch eine integrierte Energie- und Verkehrswendestrategie

Die Metropolregion Nürnberg nutzt die Energiewende und den Mobilitätswandel als regionale Entwicklungschance. Eine aktive Gestaltung der Transformationsprozesse berücksichtigt die polyzentrale Siedlungsstruktur und den hohen Besatz an Unternehmen in ländlichen Räumen. Auf dieser Grundlage entwickelt sie eine integrierte Energie- und Verkehrswendestrategie. Durch die Koppelung der Sektoren Energie und Verkehr soll die Region im Sinne der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Der Ausbau der Mobilität und eines dezentralen Systems erneuerbarer Energien werden zusammengedacht und in eine Strategie überführt. Ländliche Räume profitieren: verbesserte Mobilität und optimierte Energieversorgung erhöhen die Fachkräfteverfügbarkeit und verbessern die Standortbedingungen für Unternehmen.

Beteiligte Kommunen: Kreisfreie Städte Ansbach, Amberg, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Erlangen, Fürth, Hof, Nürnberg, Schwabach und Weiden sowie die Landkreise Amberg-Sulzbach, Ansbach, Bamberg, Bayreuth, Coburg, Erlangen-Höchstadt, Forchheim, Fürth, Haßberge, Hof, Kitzingen, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels, Neumarkt i.d.OPf., Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim, Neustadt an der Waldnaab, Nürnberger Land, Roth, Sonneberg, Tirschenreuth, Weißenburg-Gunzenhausen und Wunsiedel i. Fichtelgebirge

Landkreis Hof (BY): Energiezukunft Oberfranken-Ost

In der ländlichen, aber industriell geprägten Planungsregion Oberfranken-Ost ist die nachhaltige und regionale Energieversorgung seit etwa zwanzig Jahren ein wichtiges Thema, die aktuell stärker landkreis- und länderübergreifende Lösungen erfordert. Das SREK soll hierzu Potenziale analysieren, die Akteure vernetzen und Handlungsmöglichkeiten entwickeln, um die Attraktivität des Wirtschafts- und Lebensraums zu erhalten. Das Ziel ist, die Wertschöpfung zu steigern und eine bezahlbare Energieversorgung für Unternehmen sowie die Bevölkerung zu sichern.

Beteiligte Kommunen: Landkreise: Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Bayreuth und Kulmbach sowie kreisfreie Städte Hof und Bayreuth. Ebenfalls einbezogen werden sollen über Netzwerke angrenzende Landkreise in Thüringen, Sachsen und Tschechien.

Wohnbauflächen

Verband Region Stuttgart (BW): Wohnbauflächenstrategie der Region Stuttgart (SREK Wohnen)

Der Mangel an bedarfsgerechtem Wohnraum wird in der Region Stuttgart zunehmend zum Standortrisiko. Vor allem für junge Menschen und dringend benötigte Fachkräfte fehlen bezahlbare Angebote. Im Rahmen des SREK soll aufbauend auf empirischen Grundlagen und einer validierten Flächenkulisse eine Strategie mit umfassenden Beratungsservices und Anreizsystemen entwickelt werden, um die Kommunen bei der Aktivierung von gut an den öffentlichen Verkehr angebundenen Wohnbauflächen zu unterstützen. Ziel des Projekts ist es, substanzielle Beiträge zur Umsetzung von Wohnbauflächen zu leisten und die Diskrepanz zwischen Planung und tatsächlicher Realisierung zu mindern.

Beteiligte Kommunen: Stadt Backnang, Stadt Ludwigsburg, Stadt Nürtingen. Die Einbeziehung weiterer Kommunen der Region Stuttgart ist vorgesehen.

Interkommunale Zusammenarbeit

Metropolregion Hamburg e.V.: Handlungsstrategie Verflechtungsraum

Es soll eine Handlungsstrategie für Hamburg und die umliegenden Kreise (ein so genannter Perspektivraum der Metropolregion Hamburg) erarbeitet werden, die die Verflechtungen zwischen der Stadt und den Kreisen berücksichtigt. Damit soll der Verflechtungsraum an Handlungsfähigkeit gewinnen, da der Stadtstaat und die zwei umgebenden Flächenländer bislang eher über informelle, interkommunale Strukturen kooperieren. Die formellen und informellen Planungen sollen mittels der Strategie zusammengeführt werden und in einem Set an Maßnahmen münden.

Beteiligte Kommunen: Freie und Hansestadt Hamburg, Landkreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Harburg, Stade und Lüneburg