Innovative Vertragsmodelle im Bauwesen
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Jedes Bauprojekt ist eine Herausforderung. Und das Ergebnis ist stets ein Unikat. Es wird individuell geplant, gebaut und montiert, und ist einer eigenen Dynamik seiner Entstehung unterworfen: Bauherrin, Planende und Ausführende, Stand der Technik, Materialien, Funktionalitäten, Zeitpunkt und nicht zuletzt auch das Wetter sind nie gleich.
Nicht jedes Projekt kann seine Chancen zu 100% realisieren, in einigen treten Risiken ein, die in anderen Projekten vermieden werden können.
Das Bauwesen weltweit entwickelt kontinuierlich Regeln und Methoden, die den Projekterfolg verlässlicher machen: Zeit, Kosten & Qualitäten sollen für die Bauherrin und ihre Projektpartner kalkulierbar bleiben, Baumängel und Konflikte deutlich reduziert werden.
Die deutsche Baubranche entwickelte in den vergangenen 20 Jahren Konzepte, die dieses Ziel einer höheren Zeit- und Kostengarantie über optimierte Planungs- und Bauprozesse anstrebten: PreFair, Bauteam, teamconcept waren einige dieser Modelle, der GMP-Vertrag (Guaranteed Maximum Price) fand verbreitet Anwendung in privatwirtschaftlichen Großprojekten.
Der anglo-amerikanische Raum ging einen Schritt weiter und entwarf Vertrags- und Projektabwicklungsmodelle, die auf Partnerschaftlichkeit, Vertrauen, gemeinsames Risikomanagement und Teilung von Gewinnen und Verlusten setzen: Partnering, IPD (Integrated Project Delivery) und Project Alliancing gehen in Großbritannien, den USA und Australien den Weg der Kooperation unter den wesentlichen Projektpartnern im Mehrparteienvertrag, mit gemeinsamen Entscheidungen, gemeinsamer Leistung, gemeinsamer Steuerung und gemeinsamem Risiko, mit innovativen Mangagementmethoden.
Das Bundesbauministerium widmete sich der Frage geeigneter Modelle für das öffentliche Bauwesen im Rahmen eines Forschungsauftrags, der 2020 für besonders große / komplexe Projekte in einer Empfehlung für Mehrparteienverträge in Anlehnung an IPD und Alliancing mündete.
Die ersten Allianzprojekte sind in Deutschland in die Planung gegangen, ein Pilotprojekt der öffentlichen Hand im Hamburger Hafen ist erfolgreich abgeschlossen, weitere befinden sich in der Projektierung oder bereits in der Ausführung. Das Bundesbauministerium unterstützt diese "Pioniere" und steht mit Fachforen zum Thema innovative Projektabwicklung in Kontakt.
Um auch in der Baubranche – bei Planern wie Ausführenden – ein breiteres Interesse und Verständnis für die Möglichkeiten des Partnerschaftlichen Planens und Bauens, insbesondere das Allianzmodell, zu wecken und Entwicklungsmöglichkeiten in der Wertschöpfungskette Bau zu beflügeln, tritt das Bundesbauministerium in einen Marktdialog ein. Die Innovation der Modelle soll eine Innovation der Praxis nach sich ziehen!
Die Aufzeichnung sowie Vorträge und Beiträge der Konferenz vom 22. März 2023 "Integrierte Projektabwicklung / Projektallianzen" finden Sie hier.
Die Aufzeichnung der vorangegangenen Veranstaltung "Integrierte Projektabwicklung - Projektallianzen und Partnerschaftliches Planen & Bauen" am 5. April 2022 finden Sie hier.