Gutes Bauen
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Mehr bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnraum.
Corona, Krieg, Inflation, Migration, konjunkturelle Probleme – die aktuelle Legislatur fällt in eine Zeit, in der sich gleich mehrere Krisen überlagern. Gerade in Krisenzeiten werden neue Instrumente benötigt, um die Herausforderungen zu meistern.
Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands ist die Grundlage, um aktuelle und künftige Krisen zu bewältigen. Dabei spielt das Baugewerbe eine zentrale Rolle: Es sorgt nicht nur für etwa sechs Prozent unserer gesamten Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze, sondern trägt mit über zwölf Prozent der Bauinvestitionen auch doppelt so viel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Bauwirtschaft ist eng mit vielen Branchen und Handwerkszweigen verbunden und wird eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der großen Transformationsaufgaben unseres Landes in der Energie-, Klima- und Verkehrspolitik einnehmen.
Die Bundesregierung hat gezielte Maßnahmen ergriffen, um die Bauwirtschaft zu stärken und gleichzeitig wichtige Impulse für die Zukunft zu setzen. Das Ziel, das sich die Bundesregierung zu Beginn der Legislaturperiode gesetzt hat, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu errichten, konnte nicht erreicht werden. Dies ist auch maßgeblich auf negative externe Effekte zurückzuführen. Trotz gestiegener Baukosten und Zinsen haben die Maßnahmen der Bundesregierung jedoch entschieden dazu beigetragen, dass sich die Neubauzahlen auf hohem Niveau von knapp 300.000 Wohnungen pro Jahr stabilisiert haben. Zudem besteht noch immer ein erheblicher Bauüberhang von über 800.000 Wohnungen, wovon sich derzeit 390.000 Wohnungen im Bau befinden. Die Beschäftigung im Bauwesen bleibt stabil, was sich auch an einer guten Kapazitätsauslastung zeigt. Trotz schwieriger Umstände wurde weiter in den Bau von Mehrfamilienhäusern investiert. Die Herausforderungen sind zwar weiterhin groß, aber viele der getroffenen strategischen Maßnahmen werden ihre volle Wirkung mittel- und langfristig entfalten und für eine nachhaltige Verbesserung von Stimmung und Investitionsneigung im Wohnungsbau sorgen.
Sozialer Wohnungsbau – Rekordsummen für bezahlbaren, zukunftsgerechten Wohnraum
Aufnahme von einem Balkon eines Mehrfamilienhauses, der "Wintergarten" angelegt ist. Auf dem Balkon sind eine Mann im Stuhl. sowie eine stehende Frau mit Kind. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: AdobeStock-Westend61
Mit Investitionen in Rekordhöhe kurbelt die Bundesregierung den lange vernachlässigten sozialen Wohnungsbau an. Ob Mietwohnraum für Haushalte mit geringen Einkommen, ob Studierendenwohnheim oder Azubi- Wohnung, ob bezahlbare Wohnung in der Innenstadt, ob Neubau oder Modernisierung im Bestand: Die soziale Wohnraumförderung ermöglicht den Ländern in vielerlei Weise, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Hierfür haben die Länder attraktive Förderrichtlinien und eigene Finanzmittel auf den Weg gebracht. Einschließlich der Mittel, die der Haushaltsentwurf 2025 vorsieht, plant das BMWSB für 2022-2028 Bundesmittel in Höhe von rund 20 Milliarden Euro bereitzustellen. Die Länder unterstützen mit landeseigenen Mitteln. Die strategische Neuausrichtung beim sozialen Wohnungsbau mit historisch hohen Fördermittelbeträgen von Bund und Ländern zeigt Wirkung. In vielen Bundesländern wurde eine Trendwende eingeleitet und wieder mehr sozialer Wohnraum geschaffen. So ist in 2023 die Anzahl der geförderten Wohneinheiten um knapp 21 Prozent gegenüber 2022 auf rund 50.000 Wohneinheiten gestiegen, trotz der schwierigen Lage im Baugewerbe.
"Junges Wohnen" - bezahlbarer Wohnraum für Azubis und Studierende
Zwei junge Frauen sitzen auf einem Sofa und schauen sich gemeinsam etwas auf einem Smartphone an. Daneben stehen Kartons, wie bei einem Einzug. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: AdobeStock-cherryandbes
Vor allem für Azubis und Studierende müssen die ersten eigenen vier Wände bezahlbar sein. Doch die Suche nach einer bezahlbaren Bleibe ist für sie oft schwierig bis aussichtslos. Diesem Mangel ist das BMWSB konsequent begegnet. Seit 2023 gibt es erstmals ein eigenes Bund-Länder-Programm im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus zur Förderung von Wohnheimen für Auszubildende und Studierende in Höhe von 500 Millionen Euro pro Jahr. Das Programm für junge Menschen in Ausbildung und Studium hat einen Nerv getroffen. Die Anzahl der geförderten Wohnheimplätze stieg 2023 um 135 Prozent auf rund 4.200 im Vergleich zu 2022. Für das Programmjahr 2024 planen die Länder die Förderung von weiteren knapp 10.000 entsprechenden Wohneinheiten.
Bündnis bezahlbarer Wohnraum – gemeinsam für die Zukunft des Bauens
Bündnis Spitzenrunde 2024 Sitzungssaal mit Bündnismitgliedern (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: bundesfoto / Christina Czybik
Im Bündnis bezahlbarer Wohnraum haben sich alle Beteiligten – Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und Gesellschaftsvertreter – am 12. Oktober 2022 auf einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verständigt, der in der Folge umgesetzt wurde. Ziele des Bündnisses waren (1.) die Beförderung von Investitionen, (2.) die Beschleunigung von Verfahren und (3.) die Begrenzung von Baukosten. Das Bündnis setzte drängende Themen wie z. B. Baulandpreise, Erbbaurecht und Leerstandaktivierung auf die Tagesordnung und entwickelte Lösungen.
Maßnahmenpaket der Bundesregierung – Stabilisierung der Bau- und Wohnungswirtschaft
Gut ein Jahr nach Verkündung des Maßnahmenpakets ist ein Großteil der Maßnahmen umgesetzt. Hierzu zählen der Start des neuen Förderprogramms "Jung kauft Alt", die Einführung einer degressiven AfA für neue Wohngebäude und Entlastung bei den energetischen Anforderungen. Investitionsanreize und Verfahrenserleichterungen setzen Impulse, um die Bau und Wohnungswirtschaft zu stärken und Arbeitsplätze zu erhalten.
Neues Förderprogramm Klimafreundlicher Neubau (KFN) – klimafreundlich und bezahlbar bauen
Auf einem Bauplan eines Hauses steht ein Model eines Hauses aus Holz mit Solarpaneelen auf dem Dach (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: AdobeStock - 4th-life-photography
Die Neubauförderung des BMWSB lenkt mit dem neuen Programm Klimafreundlicher Neubau (KFN) zum ersten Mal den Fokus von der reinen Energieeffizienz auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Seit dem 1. März 2023 werden Neubauten gefördert, diespezifische Grenzwerte für die Treibhausgas-Emissionen im Lebenszyklus unterschreiten und den energetischen Standard eines Effizienzhauses 40 (EH 40) für Neubauten vorweisen. Eine noch größere Unterstützung gibt es für Gebäude, die zusätzlich über eine Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) verfügen. Mit KFN konnten bis dato rund 88.300 neue und klimaschonende Wohneinheiten gefördert werden. Die neue Förderung des BMWSB ist nachhaltig und generationenübergreifend. Die Förderung von hohen Klimastandards zahlt sich aus: Hohe Energie- und Betriebskosten im laufenden Betrieb werden eingespart. Die Förderung erfolgt mittels zinsverbilligter Kredite und hilft so bei der Bewältigung der gestiegenen Baufinanzierungskosten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden die Mittel für KFN sowohl 2023 als auch 2024 aufgestockt, sodass für das Programm insgesamt knapp 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung standen.
Neues Förderprogramm Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment (KNN) – klimafreundlich und bezahlbar bauen
Modernes, weißes Mehrfamilienhaus mit verglasten Balkonen. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: AdobeStock, Tiberius Gracchus
Auch das Förderprogramm "Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment" (KNN) ist ein neuer Baustein der Förderstrategie des BMWSB. Seit 1. Oktober 2024 fördert es den Neubau von klimafreundlichen Wohngebäuden, die sich durch drei Eigenschaften auszeichnen: geringere Treibhausgasemissionen im gesamten Lebenszyklus, eine flächenoptimierte Bauweise und zugleich geringe Kosten über den Lebenszyklus. Gefördert wird, wer ein KfW-Effizienzhaus 55 neu baut oder ersterwirbt. Das Förderprogramm soll vor allem die Realisierung kleinerer Wohneinheiten für niedrige bis mittlere Einkommensbereiche anstoßen. Die Förderung erfolgt in Form zinsverbilligter KfW-Kredite.
Lineare AfA – Steueranreiz für den Bau von bezahlbaren Wohnungen
Die lineare Abschreibung von Wohngebäuden (lineare AfA) wurde zum 1. Januar 2023 von zwei auf drei Prozent erhöht und somit ein zusätzlicher Steueranreiz für den Bau von bezahlbaren Wohnungen gesetzt.
Einführung einer degressiven AfA für neue Wohngebäude – Investitions-Booster bis 2029
gelbe Bauhelme und Materialien zur Bauplanung auf einem Tisch sowie im Hintergrund zwei Männer die sich die Hände schütteln (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Adobe Stock
Die degressive AfA gilt für neu gebaute bzw. neu erworbene Wohngebäude und Wohnungen. Im ersten Jahr können fünf Prozent der Investitionskosten und in den folgenden Jahren jeweils fünf Prozent des Restwertes steuerlich geltend gemacht werden. Ein Wechsel zur linearen AfA ist möglich. Die degressive Abschreibung kann für Wohngebäude in Anspruch genommen werden, bei denen der Baubeginn zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 30. September 2029 liegt. Der Erwerb der Immobilie muss bis zum Ende des Jahres der Fertigstellung erfolgen. Die degressive Abschreibung kann zudem kumulativ zur Sonderabschreibung genutzt werden. Mit diesem Investitions-Booster sind im ersten Jahr Abschreibungen von bis zu zehn Prozent möglich – dies eröffnet die Möglichkeit sehr schneller Reinvestitionen.
Sonder-Afa – Anreiz für klimagerechten und bezahlbaren Wohnungsbau
Hausfassade eines Neubaus mit Blick auf den Wandaufbau incl. Dämmungen (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: AdobeStock-schulzfoto
Mit der Neuauflage einer zeitlich befristeten Sonderabschreibung im Mietwohnungsbau (Sonder-AfA) wurde ein Steueranreiz für den klimagerechten Bau von bezahlbaren Wohnungen gesetzt. Die Sonderabschreibung von jährlich bis zu fünf Prozent kann im Jahr der Anschaffung oder Fertigstellung der Wohnung und in den drei folgenden Jahren in Anspruch genommen werden. Dadurch wird ein enormer Impuls für das energieeffiziente Bauen ausgelöst. Im Rahmen der Neuauflage wurde die Sonderabschreibung auf den Klimaschutz zugeschnitten sowie die absolute Baukostenobergrenze und die begünstigten Kosten erhöht.
Reform Bundesbau – effizientes planen, bauen, sanieren
Auch der Bund steht beim Bauen vor großen Herausforderungen. Der Gebäudebestand des Bundes muss klimaneutral und energetisch saniert werden. Mit der Reform des Bundesbaus hat die Bundesregierung einen wichtigen Grundstein gelegt. Die Verantwortung wird gebündelt, die Verfahren werden vereinfacht. Durch diese umfassende Reform kann der Bundesbau Vorreiter für modernes und effizientes Planen, Bauen und Sanieren werden. Zudem wird die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Zukunft selbst in den Wohnungsbau investieren und auch selbst bauen.
Innovationprogramm Zukunft Bau
Zukunft Bau vernetzt Forschende und stärkt den Innovationstransfer in die allgemeine Baupraxis. Innerhalb der Forschungsförderung liegen die Themenschwerpunkte der eingereichten Projekte in den Bereichen Ressourcenschonung, Material, Konstruktion und Kreislaufwirtschaft. Aber auch die Themen Bestand und Gebäudetechnik stehen im Fokus. Gefördert werden allgemein Projekte, die einen Gebäudebezug als Schwerpunkt haben und einen substantiellen Beitrag zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen im Baubereich erwarten lassen.