Bundesministerin Geywitz erkundet innovative Projekte in Kanada und den USA
Meldung Wohnen 07.05.2024
"Unsere Länder haben die gleichen Herausforderungen und aufgrund ihrer föderalen Struktur viel gemeinsam. Das Voneinanderlernen ist enorm wertvoll."
Vom 6. bis 10. Mai 2024 besucht die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, Kanada und in die USA. Ziel dieser Reise ist es, einen intensiven Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus Ministerien, Politik und Wirtschaft vor Ort zu führen sowie wegweisende Projekte anzusehen. Die Schwerpunktthemen dieser Reise sind Stadtentwicklung, Klimaresilienz, Obdachlosigkeit, sozialer Wohnungsbau und nachhaltiges Bauen und Wohnen.
Montreal
Bundesministerin Klara Geywitz im Gespräch in einem Großraumbüro des Complexe Dompark (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Sam Garcia
Die erste Station dieser Reise führte Bundesministerin Geywitz nach Montreal, wo sie das beeindruckende Complexe Dompark besuchte. Dieses Projekt verwandelte eine ehemalige Textilfabrik in ein modernes Arbeitsquartier für über hundert kleine bis mittlere Unternehmen. Mit Einrichtungen wie einer Eventhalle, einem Restaurant, einem Fitnessstudio und einer Kita präsentiert sich das Complexe Dompark als lebendiges Zentrum. "Das Konversionsprojekt zeigt, was wir mit Umbaukultur bewirken können. Identität wird erhalten, gleichzeitig wird bestehende Bausubstanz ressourcensparend weiterentwickelt und im Sinne eines ganzheitlichen Quartiersmanagements mit neuem Leben gefüllt"
, betonte Klara Geywitz.
Während ihres Besuchs tauschte sich Bundesministerin Geywitz intensiv mit den Verantwortlichen des Bauvorhabens aus, um Einblicke in den Stand der Entwicklung umfangreicher Konversionsprojekte in Kanada zu gewinnen. Themen wie regulatorische Herausforderungen und staatliche Fördermöglichkeiten standen dabei im Fokus.
Bei ihrem Montreal-Besuch sprach Ministerin Klara Geywitz zudem mit Vertreterinnen und Vertretern der Bau- und Immobilienbranche, Forschenden des Next-Generation Cities Institute der Concordia-Universität, mit Bürgermeisterin Valérie Plante sowie Québecs Bauministerin France-Élaine Duranceau: "Unsere Länder haben die gleichen Herausforderungen und aufgrund ihrer föderalen Struktur viel gemeinsam. Das Voneinanderlernen ist enorm wertvoll"
, so Ministerin Geywitz. Schwerpunktthemen waren die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, klimafreundliches Bauen und nachhaltige Stadtentwicklung.
Bundesministerin Klara Geywitz bei der Besichtigung eines Wohnprojekts in Montreal (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Sam Garcia
Eine weitere Station auf der Reise war die NGO On Our Own (O3) in Montreal. Diese Organisation bietet Unterstützung für junge Eltern in schwierigen Lebenslagen an, darunter Hilfe bei der Bewältigung des Alltags und die Bereitstellung von Übergangswohnungen. Ministerin Klara Geywitz besuchte die Einrichtung, um sich das Konzept genauer anzusehen und mit den Bewohnerinnen zu sprechen. "Hier finden gerade alleinerziehende Frauen mit ihren Kindern ein Zuhause und zugleich Hilfe für ihr weiteres Leben. Der ganzheitliche Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass eine Wohnung zwar absolut nötig ist, es damit allein aber nicht getan ist",
so Ministerin Geywitz.
Ottawa
In Ottawa sprach Bundesministerin Geywitz mit Kanadas Minister für Infrastruktur und kommunale Angelegenheiten Sean Fraser über die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Kanada und Deutschland. Im Mittelpunkt des Austauschs stand das in Potsdam gefasste Ziel der G7, Städte und Gemeinden lebenswert zu entwickeln und sie gegen die Folgen des Klimawandels widerstandsfähiger zu machen. Die Minister tauschten sich zudem über Innovationen im Bereich nachhaltiger Baumaterialien und industrieller Vorproduktion beim Bauen aus.
Ministerin Geywitz erläutert etwas am Besprechungstisch. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Sam Garcia
Später am Tag diskutierte Ministerin Geywitz mit Expertinnen und Experten des Canadian Climate Institute und des Insurance Bureau of Canada darüber, wie bezahlbarer, widerstandsfähiger und gleichzeitig kohlenstoffarmer Wohnraum geschaffen werden kann. "Wetterextreme wie Hitze, Starkregen und Stürme machen deutlich, dass Resilienz im Bau zunehmend ein wichtiges Thema wird. Wir müssen unsere Häuser und Städte klimafreundlich planen und bauen und gleichzeitig dafür sorgen, dass Wohnraum bezahlbar bleibt
", betonte Klara Geywitz.
Ministerin Geywitz spricht in einem großen Saal mit Abgeordneten. Ihre Rede wird auf zwei Leinwänden im Saal übertragen. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Sam Garcia
Im Anschluss fand ein Treffen im House of Commons statt, dem Unterhaus des kanadischen Parlaments. Dort tauschte sich die Ministerin mit Mitgliedern des Ausschusses für Verkehr, Infrastruktur und Gemeinden aus. Hauptthema war die Bau-, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik von Kanada und Deutschland.
Die Federation of Canadian Municipalities ist das nationale Sprachrohr für über 2.100 Städte und Gemeinden in Kanada. Zum Abschluss ihres Besuchs in Ottawa traf sich Bundesministerin Geywitz mit Vertretern des kommunalen Interessenverbandes zum Austausch. Während des Treffens wurden die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten in Kanada erörtert. Des Weiteren wurden Themen wie die Rolle der Städte bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Rahmen des G7-Prozesses diskutiert.
Washington D.C
Gespräch zwischen Ministerin Geywitz und Vize-Ministerin Adrianne Todman, Dept. of Housing and Urban Development (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Marion Meakem
Deutschland und die USA arbeiten seit Jahren bei der Stadtentwicklung eng zusammen. In Washington sprach Klara Geywitz mit Acting Housing and Urban Development Secretary Adrianne Todman über weitere gemeinsame Schritte. Themen waren unter anderem Obdachlosigkeit und bezahlbares Wohnen. Geywitz betonte: "Aus dem Dialog zwischen den Städten und Gemeinden unserer beiden Länder entstehen wertvolle Ansätze zur Lösung der gemeinsamen Herausforderungen. Dieses Wissen ist gerade in der aktuellen Zeit enorm wichtig."
Minsterin Geywitz läuft mit mehreren Verantwortlichen über die Baustelle The Lodge at Autumn Willow (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster)
Quelle: Marion Meakem
The Lodge at Autumn Willow in Fairfax County wird einmal 150 Wohnungen umfassen, die durch einen bezahlbaren Holzmodulbau speziell für ältere Menschen realisiert werden. Ministerin Geywitz besichtigte die Baustelle während ihrer Reise und lobte das Projekt: "Hier wird nachhaltig und dank Vorproduktion schnell gebaut. Gut ist, dass das Ganze bedarfsorientiert und ganzheitlich geschieht. Das Problem der Einsamkeit im Alter wird gleich mitgedacht."
Der Wohnkomplex wird Gemeinschaftsorte für Sport und Beisammensein bieten.
Ministerin Geywitz im Gespräch mit Jeff Olivet, Director des United States Interagency Council on Homelessness (USICH) (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Marion Meakem
Als Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen arbeiten wir daran, Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Deutschland zu überwinden. In den USA verfolgt die United States Interagency Council on Homelessness (USICH) dieses Ziel. Ein guter Grund für Klara Geywitz die Behörde mit Sitz in Washington im Rahmen ihrer USA-Reise zu besuchen. Dort traf sie sich mit Executive Director Jeff Olivet, um Wissen auszutauschen und Kooperationsmöglichkeiten, wie etwa in der Forschung, zu erkunden. Bundesministerin Geywitz: "Wir haben jüngst einen Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit beschlossen. USICH hat über 30 Jahre Erfahrung, von der wir lernen können."
Die USICH fungiert bei der Bekämpfung der Obdachlosigkeit quasi als Knotenpunkt, indem sie Planungen und Finanzausgaben unterschiedlicher US-Ministerien bündelt. In Deutschland sind die Zuständigkeiten für die diversen Facetten des Problems Wohnungslosigkeit dezentral organisiert.
Ministerin Geywitz im Rundgang im "The Wharf" (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Marion Meakem
Am Ufer des Potomac River im Südwesten Washingtons liegt "The Wharf". In den letzten 20 Jahren wurde das Viertel mit dem ältesten Fischmarkt der USA zum pulsierenden, gemischtgenutzten Quartier entwickelt. Ministerin Geywitz machte sich ein Bild vom Stadterneuerungsprojekt und betonte dessen Bedeutung: "Wohnen, Arbeiten, Läden, Freizeit, Kultur, dazu kurze Wege und hohe Aufenthaltsqualität. Nutzungsvielfalt und soziale Infrastruktur gehören bei der Quartiers- und Innenstadtentwicklung immer zusammen, damit Orte entstehen, an denen Menschen gerne sind"
.
Miami
Ministerin Geywitz im Gespräch mit einer Bewohnerin des Projektes (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Patrick Penkwitt
In Miami informierte sich Ministerin Geywitz in der Wohnungsbehörde von Miami Beach zu sozialen Wohnungsbauprojekten in der Stadt. Besonders beeindruckt zeigte sie sich von den Rebecca Towers, einem 13-stöckigen Hochhaus mit bezahlbaren Wohnungen speziell für Senioren. Hier erfuhr sie aus erster Hand von einer Bewohnerin mehr über das Konzept, das nicht nur erschwingliche Mieten vorsieht, sondern auch umfassende Hilfs- und Freizeitangebote bietet. Ein weiteres Projekt zum Thema sozialer Wohnungsbau waren die Robert King High Towers. Das Projekt ist Teil des River Parc Master Plans, eines 25 Hektar großen Grundstücks entlang des Miami River. Nach seiner Fertigstellung wird River Parc 2.600 erschwingliche Wohneinheiten für Senioren umfassen. Auf dem Gelände wird es außerdem zusätzliche Einzelhandels- und Büroflächen, eine Uferpromenade, Restaurants und andere Annehmlichkeiten geben.
Ein weiteres zentrales Thema ihres Besuchs in Miami war der Hochwasserschutz, dem sich nicht nur Deutschland, sondern auch Miami als Küstenstadt gegenübersieht. Ministerin Geywitz erkundete verschiedene Maßnahmen, die Miami zur Anpassung an den Klimawandel ergreift:
Gruppenfoto der Ministerin mit den Verantwortlichen vom Hochwasserschutz in Miami. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Patrick Penkwitt
Im South Pointe Park setzt die Stadt Miami zur Steigerung der Klimaresilienz auf die Neuanlage und Wiederherstellung von Stranddünen. Dadurch wird Erosion entgegengewirkt und der Lebensraum für Wildtiere erhalten.
Sunset Harbour ist einer der tiefst gelegenen Stadtteile von Miami Beach und war in der Vergangenheit häufig überschwemmt. Seit 2020 wurden Straßen und Bürgersteige um bis zu 1,5 m angehoben und eine große Pump- und Klärstation errichtet.
Per Boot machte sich Klara Geywitz zudem einen Überblick zum Stand des Anstieges des Meeresspiegels sowie zu naturbasierten Lösungsansätze. In Florida werden zum Küstenschutz u.a. beschädigte Korallenriffe restauriert und Mangroven neu gepflanzt.
Ministerin Geywitz besichtigt ein Forschungsvorhaben des Küstenschutzes mit einem Mitarbeiter des Labors. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Patrick Penkwitt / Carlos Luciani
An der Miami University besichtigte Bundesministerin Klara Geywitz am letzten Tag Ihrer Reise einen einzigartigen Hurrikan-Simulator. Der Wind-Wellen-Tank kann Stürme bis zu ca. 250 km/h erzeugen. "Nachhaltige Stadtentwicklung heißt, den Folgen des Klimawandels vorzubeugen, auch dank Forschung."
Im Alfred C. Glassell Jr. SUSTAIN Labor werden die Wechselwirkungen von Extremwinden, Wellen und Küsten experimentell erforscht, um bspw. Baumaterialen und Küstenschutztechniken zu entwickeln und zu testen. Ministerin Geywitz bekam von Professor Chirayath und dessen Team noch weitere innovative Forschungsvorhaben vorgestellt.
Die Reise von Bundesministerin Geywitz unterstreicht das Engagement für innovative Lösungsansätze und eine nachhaltige Zukunft in den Bereichen Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.